Das Geständnis
Ich gestehe, dass ich ihn umgebracht habe, diesen Hector von
Gabelsberg. Hinterrücks und heimtückisch.
Gestern Abend vor Einbruch der Dämmerung habe ich ihm
aufgelauert und ihn erschlagen. Mit dem Spaten; mit der flachen Seite, denn ich
kann kein Blut sehen. Mit voller Kraft schlug ich zu. Er strauchelte, ging zu
Boden, und das Röcheln in seinem Hals erstarb als ich den Spaten ein zweites
mal auf seinen Kopf krachen ließ!
Und jetzt stehe ich im fahlen Mondlicht unter den
Himbeersträuchern und hebe sein Grab aus - mit eben jenem Spaten. Die Leiche
liegt neben mir, zugedeckt mit einer alten Decke - wegen der Augen. Diese Augen,
die so tief in ihren Höhlen liegen, direkt unter der Stirn, und die mich immer
so unschuldig und so treu angeblickt haben, selbst noch im Tode. Hector wäre
mir fast zu einem Freund geworden - wegen dieser Augen!
Aber wenn Sie glauben, ich würde meine Tat bereuen, dann
haben Sie sich getäuscht. Ich bereue nichts! Ich stehe zu meiner Tat. Voll und
ganz! Und sollte ich eines Tages dafür zur Rechenschaft gezogen werden, so
werde ich mich der Verantwortung nicht entziehen, sondern die Strafe annehmen -
wie sie auch ausfallen mag. Aber ich werde meinen Anklägern sagen warum ich es
getan habe, und sie werden mich verstehen.
Hector von Gabelsberg war hinterhältig, gierig und gemein. Er
konnte seine Triebe nicht im Zaum halten. Schon im letzten Jahr, im Frühjahr
hatte er meiner Lizzy nachgestellt. Stellen Sie sich vor, meine Lizzy war damals
gerade mal sieben Jahre alt! Tag für Tag, wenn ich nicht da war, ist der alte
Hector um sie geschwänzelt, hat ihr den Hof gemacht und sie mit seinen Reizen
umgarnt. Anfangs lies das meine Lizzy ziemlich kalt. Sie fällt eben nicht so
schnell auf die Schmeicheleien eines alten Charmeurs herein, der sich weiß Gott
was auf seine adelige Abstammung einbildet. Sicher, Hector sah gut aus, hatte
eine fantastische Figur, war immer gut drauf und so manches weibliche Wesen mag
seinem Drängen erlegen sein.
Dann kam der Winter, und Hector stellte seine Bemühungen um
meine Lizzy weitgehendst ein. Ich hoffte schon, es wäre vorbei, aber das war
ein Trugschluss. Kaum kam das Frühjahr, spielten Hectors Hormone wieder
verrückt. Stärker noch und hemmungsloser als all die Jahre zuvor. Sobald er
meine Kleine zu Gesicht bekam, erwachte sein Trieb. Tagsüber versteckte er sich
heimlich hinter den Büschen, aber des Nachts schlich er unverblümt um mein
Haus und lauerte meiner Lizzy auf. Er machte ihr schöne Augen und bettelte so
lange, bis sie sich ihm zugesellte. Wenn ich dann auftauchte, verschwand er wie
der Blitz. Wäre ja noch schöner gewesen, wenn er mir direkt unter die Augen
getreten wäre. Von Angesicht zu Angesicht, von Mann zu Mann sozusagen, das war
nicht seine Sache. Er liebte das Heimliche, das Hinterhältige - kein feiner
Charakterzug!
Bis gestern Abend. Da hat er es zu weit getrieben. Lizzy war im Garten und
spielte vergnügt mit einem Ball. Hector von Gabelsberg, der Rottweiler, sah sie
vom Nachbargrundstück aus, sauste durch die Büsche, beschnupperte sie ein
wenig und wollte sie bespringen. Lizzy, meine Colliedame war zu blöde ihn
abzuwehren, deshalb griff ich ein. Ich nahm den Spaten und schlug zu; einmal,
zweimal - bis der Hund mausetot war!
Mein Motiv? Ich konnte es nicht ertragen, dass so ein blutrünstiger Rüde,
selbst wenn er von adeligem Blute ist, ungestraft über meine kleine Lizzy
herfällt, sie schwängert und dann mit einem Rudel Welpen alleine sitzen
lässt.
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